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Leni Riefenstahl

Picture Leni Riefenstahl
Foto: Alexander Binder (1888-1929)

1902 - 2003

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Die Schauspielerin Leni Riefenstahl zählt zu den faszinierendsten, gleichzeitig aber auch meistumstrittenen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

Ihre künstlerische Laufbahn begann sie als Tänzerin, nachdem sie dem Widerstand innerhalb der Familie erfolgreich trotzte. Sie nahm Unterricht am Russischen Ballett in Berlin und lernte bei Mary Wigman den modernen Tanz. Ein erster Tanzabend folgte 1923.
Nach Auftritten im In- und Ausland beendete eine Knieverletzung ihre ambitiösen Absichten, ihr Leben dem Tanze zu widmen.

Nachdem sie den Film "Der Berg des Schicksals" im Kino sah, war sie ganz und gar von der Bergwelt eingenommen. Sie wollte unbedingt dieses Schauspiel in Natura erleben. Bereits hier zeigte sich ihr eiserner Wille, ein gestecktes Ziel zu realisieren. Nachdem ein Treffen mit dem Regisseur Arnold Fanck nicht klappte, bezirzte sie den Schauspieler Luis Trenker, der schliesslich ein Treffen mit Fanck organisierte. Leni Riefenstahl hinterliess bei Fanck einen bleibenden Eindruck und er schrieb unmittelbar danach eigens ein Drehbuch für Leni Riefenstahl mit "Der heilige Berg" (26), in der sie ihre erste Hauptrolle verkörperte.

"Der heilige Berg" machte aus Leni Riefenstahl eine begehrte Schauspielerin. Sie war nicht zimperlich und fand sich in der rauhen Landschaft der kalten Berge bestens zurecht. Sie erklomm Gipfel, fuhr Ski und trotzte den widrigsten Umständen. Der Bergfilm wurde ihre grosse Domäne.
Sie spielte in den folgenden Jahren in den Kassenerfolgen "Der grosse Sprung" (27), "Die weisse Hölle vom Piz Palü" (29), "Stürme über dem Montblanc" (30), "Der weisse Rausch" (31) und "S.O.S. Eisberg" (33). 
Beim letztgenannten Film handelte es sich um eine bis dahin nicht gesehene grosse Produktion, welche direkt in Grönland vor Ort gedreht wurde. Obwohl Fanck und Riefenstahl sich 1931 im Streit trennten, arbeiteten die beiden hier noch einmal zusammen. Die Dreharbeiten wurden für alle Beteiligten zur grossen Strapaze. Beim Dreh verkrachten sich Fanck und Riefenstahl erneut und die anderen Schauspieler mussten unter den strengen Regieanweisungen von Fanck leiden. Sepp Rist, der Hauptdarsteller, musste für einzelne Szenen über ein Dutzend Mal in das eiskalte Meer springen und sich von Eisscholle zu Eisscholle durchkämpfen. Zudem wurde mit echten Eisbären gedreht und bei einer Szene wurde ein Schauspieler beinahe getötet, doch der Eisbär wurde im letzten Moment erschossen.

Beim Film "Das blaue Licht" (32) führte zunächst Bela Balasz Regie, Leni Riefenstahl war im Mitarbeiterstab. Später, als Bela Balasz ins Exil musste, wurde ihr Name unter der Regie eingesetzt, obwohl Bela Balasz diese Funktion zukam. Als Regisseurin sollte sie jedoch in den nächsten Jahren mit Dokumentarfilmen Geschichte im nationalsozialistischen Deutschland schreiben.
1933 realisierte sie ihren ersten Dokumentarfilm "Der Sieg des Glaubens" (33), es folgte "Triumpf des Willens" (35) über die Nürnberger Parteitage der NSDAP und schliesslich ihr Meisterwerk "Olympia" (36-38), wo sie mit eindrücklichen Bildern und Zeitlupeneinspielungen die Zuschauer in den Bann zog. Der berühmte Prolog wurde vom Fotografen und Kameramann Willi Zielke in Szene gesetzt, der auch entscheidenden Einfluss auf die gesamte Bildgestaltung des Filmes hatte. Nach Beendigung der Arbeiten und einem Streit mit Leni Riefenstahl betreffend des Schnittes wurde Zielke in die Psychiatrie Haar eingeliefert. Dort wurde Schizophrenie diagnostiziert und er wurde zwangssterilisiert und später unter Vormundschaft gestellt (direkt nach dem Krieg beantragte Willi Zielke die Aufhebung der Vormundschaft und eine Untersuchung diagnostizierte, dass er keine Schizophrenie aufwies und geistig völlig gesund war).
Es ist nicht klar, inwieweit Leni Riefenstahl an der Einlieferung beteiligt war, um sämtliche künstlerische Aspekte von "Olympia" sich selber zuschreiben zu können. Zumindest signierte sie in späteren Jahren Fotos aus dem Prolog mit ihrem Namen, die in Realität aber von Willi Zielke geschossen wurden und somit der Urheber der Bilder war. Auch sein Name verschwand im Abspann.

Nach seiner Entlassung wurde Willi Zielke für die Schlussszene für Riefenstahls Film "Tiefland" von ihr angefordert. Erst auf Druck fügte er sich ihren Anweisungen (Leni Riefenstahl - Das Ende eines Mythos).

Nach dem Krieg sah sich Leni Riefenstahl Vorwürfen wegen ihrer Arbeiten zwischen 1933 und 1945 ausgesetzt, bei den Entnazifizierungsverfahren wird sie jedoch als "Mitläuferin" oder "nicht betroffen" eingestuft.

In den Nachkriegsjahren hatte sie zunächst keinen grossen Erfolg mehr. Erst 1973, als sie mehrere grossformatige Fotobände über die Nuba-Stämme im Sudan veröffentlichte, erregten ihre Arbeiten als Fotografin grosse Aufmerksamkeit.
In den kommenden Jahren avancierte sie zu einer hochgeschätzten Fotografin, die nebst Motiven in Afrika auch die Unterwasserwelt mit der Kamera festhielt.

Ihr Einverständnis für eine Verfilmung ihres Lebens verweigerte sie gegenüber der Schauspielerin und Regisseurin Jodie Foster.
 

Weitere Filme mit Leni Riefenstahl (Darstellerin, Regie):
Das Schicksal derer von Habsburg (28) Tag der Freiheit! - Unsere Wehrmacht (35) Tiefland (40-53) 


 
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