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Joseph Schmidt


1904 - 1942

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Der Sänger und Schauspieler Joseph Schmidt wurde in Davideny, Bukovina im damaligen Österreich-Ungarn geboren.
Trotz einer Körpergrosse von 1.54 wurde aus Joseph Schmidt in den 30er Jahren eine der schillerndsten Gesangsgrössen seiner Zeit. Er verkehrte in den vornehmsten Hotels von Europa und Amerika und begeisterte sein Publikum.

Seinen ersten gesanglichen Auftritt hatte Schmidt als klassischer Hebräer-Sänger in der Synagoge von Cernowitz. 
Im Alter von 20 ging er nach Berlin, wo er Gesang studierte. Von 1926 bis 1929 wurde er für den militärischen Dienst eingezogen, danach konnte er sich wieder seiner gesanglichen Kariere widmen.
Aufgrund seiner Körpergrösse konnte er keine Laufbahn an der Opernbühne lancieren, dafür entdeckte ihn 1929 der Rundfunk, wo er in den nächsten vier Jahren beinahe 40 Rundfunkopern sang. Schnell wurde er dadurch ein internationaler Star.

Seine Popularität war so gross, dass er sogar in einigen sehr erfolgreichen Musikfilmen mitwirkte (u.a. in "Ein Lied geht um die Welt (33) mit Viktor de Kowa und "Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben" (36).
Sein kometenhafter Aufstieg kollidierte mit dem Aufkommen der Nazis. Am Höhepunkt seiner Karriere angelangt, sah er sich mit einem feindlichen Umfeld konfrontiert. 

Bereits 1933, nach seinem Film "Ein Lied geht um die Welt", musste er als Jude Deutschland verlassen und er ging nach Österreich. Der Filmkomponist Hans May - ebenfalls Jude - der für Joseph Schmidt den Song "Ein Lied geht um die Welt" (Text: Ernst Neubach) für seinen Auftritt im gleichnamigen Film komponierte - floh ebenfalls nach Österreich.

Dort setzten die beiden ihre gemeinsame Karriere erfolgreich fort und Hans May schrieb die populärsten Lieder von Joseph Schmidt (jeweils mit einem Text von Ernst Neubach) wie "Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben", "Es wird im Leben Dir mehr genommen als gegeben" und "Ein Stern fällt vom Himmel".

Während Hans May bereits 1934 nach England emigrierte, blieb Joseph Schmidt fünf Jahre lang in Österreich, bis auch dort die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Es folgten Auftritte in anderen europäischen Ländern, im Nahen Osten, im Orient und in Amerika.
Doch Joseph Schmidt verkannte die bedrohliche Lage in Europa, mit seinem Glauben an das Gute im Menschen verpasste er den rechtzeitigen Absprung. Seine geplante Emigration in die USA scheiterte an widrigen Umständen und er kam schliesslich nach Frankreich, wo er zwangsinterniert wurde. Von Frankreich aus versuchte er 1942 zweimal, in die Schweiz zu migrieren, wurde jedoch jeweils an der Grenze abgewiesen. Von Ernst Lajos erhielt er während seines Aufenthaltes in Nizza im Mai 1942 ein Darlehen über $ 200.- (siehe eigenhändigen Schuldschein von Joseph Schmidt), damit er für seine weitere Flucht für die nötigsten Dinge bezahlen konnte. Schliesslich blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als am 8. Oktober 1942 illegal in die Schweiz einzureisen. Von seinem verdienten Vermögen blieb nichts mehr übrig, mittellos strandete er nun in der Schweiz

Er erhielt bei Freunden eine Bleibe in Zürich. Trotz Abraten seiner Freunde meldete er sich aber freiwillig bei der Polizei, da er nicht gegen die Gesetze eines Landes verstossen wollte, das ihm vor dem sicheren Tod bewahrte - siehe ausgefüllter Fragebogen von Joseph Schmidt am 9. Oktober 1942. Sein Glaube an das Gute im Menschen war noch immer unerschüttert. Er lebte zunächst bei einer Frau Wolkenheim in der Pension Karmel. Doch kurze Zeit später wurde er jedoch ins Internierungslager Girenbad eingewiesen (es sollte die letzte Station in seinem Leben werden), wo er auf den Asylentscheid warten musste.

Schliesslich erkrankte er und wurde in das Zürcher Kantonsspital eingewiesen. Zwei Wochen später wurde er wieder aus dem Spital entlassen, seine Beschwerden im Brustbereich als Simulation interpretiert. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmends. Als er bei einem Spaziergang in einem Restaurant sich aufwärmen wollte, erlitt er eine tödliche Herzattacke.

Am 16. November 1942 hörte das Herz von Joseph Schmidt auf zu schlagen, eine wunderbare Stimme verstummte für immer.

Sein Grab existiert auch heute noch. Es befindet sich auf dem Friedhof "Unterer Friesenberg" (Grab 2231).
 

Weitere Filme mit Joseph Schmidt:
Der Liebesexpress/Acht Tage Glück (31) Goethe lebt...! (32) Gehetzte Menschen/Steckbrief Z (32) Wenn du jung bist, gehört dir die Welt (34) Ein Stern fällt vom Himmel (34)



Mit dem tragischen Tod von Joseph Schmidt war die Odyssee jedoch noch nicht vorbei. Nach den Wirren des 2. Weltkriegs fragten mehrere Bekannte nach dem Schicksal von Joseph Schmidt nach, darunter auch seine Mutter Sara Schmidt, die in grosser Armut in Gura Humorului, Bukovina in Rumänien lebte.

Sie suchte nach Bekanntgabe des Todes ihres Sohnes viele Jahre lang nach seinen letzten Habseligkeiten, um diese als Erinnerung an ihn aufzubewahren, insbesondere seinen Siegelring aus Gold mit braunem Stein für Siegelabdruck und seine Taschenuhr, die er beides bei der Flucht in die Schweiz mitnahm.

Ihr Gesuchs-Schreiben vom 24. Dezember 1946 gelangte an Dr. Immanuel Friedlaender, der diesen an die V.S.J.F. (Verband Schweiz. Jued. Flüchtlingshilfen) in Zürich weiterleitete mit der Bitte, den Nachlass von Joseph Schmidt an seine Mutter zu übergeben.

Während der V.S.J.F. abklärte, was aus dem Nachlass von Joseph Schmidt geworden ist (beim V.S.J.F. war lediglich dessen Siegelring im Depot vorhanden) traf ein weiteres Schreiben von Dr. Friedlaender ein, nachdem dieser einen zweiten Brief von Sara Schmidt erhalten hatte. Man ging nun davon aus, dass einige Schmuckstücke und mehrere Koffer im Besitz von Joseph Schmidt waren, als er in die Schweiz kam.

Frau Sara Schmidt hatte nach dem Tod von ihrem Sohn Kontakt zu Frau Wolkenheim, mit welcher Joseph Schmidt vor seiner Unterbringung im Lager in der Pension Karmel gelebt hatte. Sie bestätigte, dass sie im Besitz der letzten Habseligkeiten von Joseph Schmidt war und sie diese an Frau Schmidt zusenden wolle.

Die Zusendung erfolgte nicht und der V.S.J.F. konnte über den Bruder von Frau Wolkenheim ihre neue Anschrift ausfindig machen. Zudem bestätigte der Bruder, dass er einen Koffer aus dem Besitz von Joseph Schmidt von seiner Schwester erhalten habe, diesen aber wegen üblen Geruchs nicht behalten wollte und weitergab. Er besträtigte auch, dass er eine von Joseph Schmidt versetzte goldene Uhr bei einem Pfandleiher für CHF 125.- ausgelöst hatte und diese gegen Rückgabe des Betrages übergeben werde.

Schliesslich gelangte der Ring am 15. April 1947 an Dr. Immanuel Friedlaender, der diesen Sara Schmidt übergeben konnte.

Gleichzeitig bemühte sich der V.S.J.F., Kleider und andere alltäglichen Gegenstände an Frau Sara Schmidt und ihre beiden verbliebenen Kinder zu senden. Die damaligen Umstände erschwerten dies aber erheblich und beanspruchten mehrere Monate. Im November 1947 kamen erste Kleidungsstücke an, ausserdem auch dringend benötigtes Insulin, da Sara Schmidt Zuckerkrank war.

Viele Stücke zu Joseph Schmidt konnten in der Zwischenzeit in Archiven zusammengetragen werden. Es fehlen u.a. jedoch noch ein Siegelring mit schwarzem Karneol, den Joseph Schmidt auch jeweils in seinen Filmen getragen hatte sowie eine goldene Taschenuhr, die in der Innenseite des Deckels die Inschrift "Herrn Joseph Schmidt für die beste Monats-Gesamtleistung im Funk-Toto des 8 Uhr-Abendblatt - Berlin, Mai 1932" trägt.
 
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