HOME EMAIL AUTOGRAMME 
VERKAUFSLISTE
INDEX SCHWEIZER FILMSCHAFFENDE DER SCHWEIZER FILM


 
 

Wilder Urlaub
1943 

 

Inhalt:
Mitrailleur Hermelinger erkundigt sich zu später Stunde in einem Lampengeschäft nach einem ausgeschriebenen Zimmer. Der Lampenverkäufer mustert den Soldaten misstrauisch, weist ihn aber danach zur Familie Rutishaus. Schnell kommt er überein, das ausgeschriebene Zimmer für 40.- Franken zu mieten. 

Frau Rutishusser, die ihn empfangen hat ist mit ihrer kranken Enkelin Lorli beschäftigt und während sie mit dem Arzt am Telefon spricht, kümmert sich Mitrailleur Hermelinger um das Kind. Dabei nutzt er die Gelegenheit, im Schrank der Wohnung der Familie Rutishusser nach Zivilkleidern zu suchen und wird dabei von Herr Rutishusser überrascht. Er gibt sein Unterfangen auf und begibt sich stattdessen in ein anderes untervermietetes Zimmer, in welchem der ETH-Student Herr Hablützel wohnt. Auch dort sucht er nach ziviler Kleidung und wird fündig. 


Robert Trösch steht unter der Laterne wie einst Lili Marleen


Robert Trösch


Robert Trösch


Doch während er sich umzieht , betritt Herr Hablützel seine Wohnung. Daraufhin bedroht Mitrailleur Hermelinger den Mieter mit einem Revoler, doch Herr Hablützel schafft es, ihn zu beruhigen. Schliesslich legt Hermelinger seine Waffe nieder und erzählt Hablützel seine Geschichte und dass er sich auf der Flucht befinde, da er im Streit seinen militärischen Vorgesetzten, Wachtmeister Epper, niedergeschlagen und getötet habe. 


Max Werner Lenz


Max Werner Lenz


Robert Trösch, Max Werner Lenz

Deshalb ist er von der Truppe desertiert und hat nun die Absicht, sich nach Genf abzusetzen. In Rückblenden erzählt der Film die Geschichte von Hermelinger und Wachtmeister Epper, die sich schon als Schüler gekannt hatten, deren Lebensweg sich aber deutlich unterschied. Hermelinger stammte aus ärmlichen Verhältnissen, war aber mit Intelligenz und Fleiss ausgestattet, so dass er für den aus gutem Hause kommenden Epper bei der Aufnahmeprüfung für die höhere Schule die Resultate einflüsterte. Hermelinger selbst kann trotz seines Wissens die höhere Schule nicht besuchen, da sich seine Eltern eine solche Schulausbildung nicht leisten können.


Robert Trösch, Elfriede Volker


Robert Trösch




Robert Trösch


Epper begibt sich in die Handelsschule und Hermelinger beginne eine Lehrstelle als Automechaniker. Epper, der bereits ein Motorrad sein Eigen nennt, kommt an der Garage vorbei, wo Hermelinger Autos repariert und zeigt ihm stolz seine Maschine.

Auch später sind die Wege der beiden unterschiedlich verlaufen. Epper konnte für einen Auslandaufenthalt bei einer Firma in London arbeiten, Hermelinger jedoch konnte seine geplante Reise zu einem Freund in Marseille nicht antreten, da der Kriegsausbruch seine Pläne zunichte macht.


Robert Trösch


Robert Trösch


Robert Trösch, Paul Hubschmid

Dass Hermelinger und Epper sich schon lange nicht mehr in der gleichen Welt bewegen, zeigt jene Szene, in der Hermelinger hinter einem Zaun Epper beobachtet, wie er mit einer wohlhabenden Tochter Tennis spielt. Der Zaun selbst steht als Symbol für die Trennung zwischen arm und reich.

Im Militär treffen die beiden wieder zusammen, doch ihre einstige Freundschaft hatte keinen Bestand mehr. Epper war als Wachtmeister der Vorgesetzte von Hermelinger und möchte die Rangordnung auch damit untermauern, dass er keinen näheren Kontakt zu ihm haben will.


Robert Trösch, Paul Hubschmid


Paul Hubschmid


Robert Trösch, Paul Hubschmid

Während eines Einsatzes muss der Trupp Erdarbeiten beim Bau eines Bunkers ausführen. Da es den ganzen Tag geregnet hatte, der Boden schlammig und die Temperaturen tief waren, kippte die Stimmung der im knietiefen Wasser stehenden Soldaten. 
Epper indes kümmerte dies nicht sondern hielt seine Mannschaft an, schneller zu arbeiten, was zu einer noch gereizteren Stimmung führte.


Robert Trösch


Robert Trösch, Paul Hubschmid


Robert Trösch


Hermelinger liess sich den Ton gefallen, doch suchte er Epper am Abend auf, um ihn auf den falsch angeschlagenen Ton anzusprechen, den er der Truppe gegenüber angewendet hatte. Doch das Gespräch unter vier Augen geriet aus dem Ruder und durch mehrere Missverständnisse fühlte sich Epper durch eine Handbewegung Hermelinger angegriffen und setzte sich zur Wehr. Es entstand ein Handgemenge, in welchem Hermelinger Wachtmeister Epper niederschlug. Dieser blieb bewegungslos liegen und Hermelinger ergriff in Panik die Flucht, um sich über Genf nach Marseille zu fliehen.


Robert Trösch


Robert Freitag rechts


Robert Freitag, Robert Trösch

Nachdem Hablützel sich die Geschichte angehört hatte, versuchte er Hermelinger davon zu überzeugen, sich zu stellen, um nicht endgültig in seine Situation zu kommen, aus der es kein Zurück mehr gäbe. Doch Hermelinger ist für diesen Gedanken nicht offen und er zückt erneut seinen Revolver. Dabei löst sich ein Schuss, der Hablützel nur knapp verfehlt und in die Wand einschlägt.

Beide sind erschrocken und die Situation wird erst gelöst, als Herr Rutishusser eintritt und Hermelinger bitten, dringend den Arzt zu holen, da sich der Zustand von Lorli verschechtert hat. Während Herr Rutishusser beim Kind wacht, bringt Hermelinger dreissig Minuten später den Arzt in die Wohnung der Rutishussers. Die Diagnose indes ist nicht ermutigend, die bevorstehende Nacht würde über das Schicksal von Lorli entscheiden.


Robert Trösch


Unbekannt und Robert Freitag


Nachdem die Wohnung nach 22 Uhr verdunkelt wurde, begibt sich Hermelinger in ein Lokal, um etwas zu essen. Er lernt dorch die Serviertochter Emma kennen und die beiden kommen ins Gespräch. Schliesslich lädt Emma ihn zu einer Tasse Tee ein, doch der übermüdete Hermelinger schläft schliesslich in ihrer Wohnung ein. 

Er wird von Albträumen geplagt und im Traum erlebt er nochmals des Todschlag von Epper und er schreckt völlig verstört aus dem Schlaf. Emma wird dabei von seinem Zustand derart in Angst versetzt, dass sie zu schreien beginnt. Leute kommen und Hermelinger ergreift die Flucht durch das Fenster.


Robert Trösch


Robert Trösch Mitte


Robert Freitag, Robert Trösch

Trotz eingesetzter Scheinwerfer kann er seinen Verfolgern entkommen und er kehrt im Hause der Familie Rutishusser wieder ein. Lorli hat sich inzwischen etwas erholt und der kritischste Punkt ist überwunden.
Hermelinger begibt sich in seine gemietete Wohnung und spricht nochmals mit Hablützel. Dieser erzählt ihm nun auch von seinen Verfehlungen und dass er gerade dabei ist, einen Brief an seine Eltern zu schreiben um ihnen zu gestehen, dass er das Studium schon seit längerem vernachlässigt habe. Doch nun wolle er mit diesem Scheinleben Schluss machen und auch seinem Einheitskommandanten reinen Tee einschenken, da er für dieses Studium für sechs Monate Diensturlaub erhalten hatte.
Bevor er sich daran macht, seine Absicht in die Tat umzusetzen, überlässt er Hermelinger sein Zimmer, Zigaretten und etwas Geld.


Adolf Manz, Elfriede Volker



Adolf Manz


Bethli Rutishauser

Am nächsten Morgen besteigt Hermelinger den Zug nach Genf, doch sein Weg führt ihn an jenem Ort vorbei, wo seine Truppe gerade stationiert ist. Kurzerhand steigt er aus und kommt noch vor der Tagwacht im Schlafsaal der Soldaten an, wo er sich kurz hinlegte.
Gross ist seine Überraschung, als kurze Zeit später Wachtmeister Epper den Schlafsaal betritt und die Soldaten weckt. Der vermeintliche Todschlag war nur ein Niederschlag, von dem sich Epper später wieder erholte.


Adolf Manz, Johannes Steiner


Elfriede Volker, Johannes Steiner, Adolf Manz


Elfriede Volker

Seine Kameraden können nicht verstehen, warum Hermelinger zurückgekommen sei, da mit Sicherheit das Divisionsgericht auf ihr wartete. Doch Hermelinger meinte nur, dass dies im Vergleich zur durchgemachten Nacht keine grosse Sache mehr sei. 
Hermelinger begibt sich ins Kompaniebüro, wo er alles gestehen will. Mit der Gewissheit, dass er kein Mörder geworden ist, fällt ihm dieser Schritt nun leicht.
Doch bevor er das Hauptgebäude betreten kann, rennt ihm Epper nach, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Epper hatte nach dem Zwischenfall eingesehen, dass auch er Fehler gemacht hat und er bestärkt Hermelinger darin, alles genau so zu erzählen, wie es sich abgespielt hatte.

Der Film schliesst mit der Szene, in der Hermelinger an die Tür des Kommandanten klopft und dieser "Herein" ruft.


Robert Trösch


Sylva Denzler, Robert Trösch hinten Mitte


Robert Trösch, Sylva Denzler

Ankündigungstext der Praesens von 1943:

Die Praesens Film, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, Gegenwartsfilme zu schaffen, hat soeben ihre neuste Schöpfung herausgebracht. Als sie seinerzeit den Film "Landammann Stauffacher" drehte, der eine sichtbare Parallele zwischen dem Geist der Einigkeit in der alten Eidgenossenschaft und der notwendigen Einigkeit in der Gegenwart aufzeigte, konnte sie die Anerkennung aller am filmischen Schaffen interessierten Kreise des Landes entgegennehmen.

Das gab ihr die Zuversicht, auf dem einmal beschrittenen Wege fortzufahren und zeitgebundene Stoffe zu verfilmen, geradlinige, schweizerische Themen, die Gegenwartswert besitzen.


Robert Trösch, Sylva Denzler


Sylva Denzler, Robert Trösch


Robert Trösch, Sylva Denzler

Auf der Suche nach einem solchen Stoff traf die Praesens auf Kurt Guggenheims mit dem Schillerpreis ausgezeichneten Roman "Wilder Urlaub".

Der Film behandelt die Frage de langen und immer wiederkehrenden Dienstzeit im Kampfe um die Erhaltung der bürgerlichen Existenz, er behandelt aber auch Dinge, von denen man laut und leise redet – weshalb also sollten sie nicht auch im Filme, der so grosse Massen erreicht, erörtert werden?

Der Film hat alles, was den Mitrailleur Hermelinger in einer einzigen Nacht tief beeindruckt und seelisch verwandelt, in erlebnisreiche Bilder gefügt. Gerade bei Problemfilmen mit Grundthemen wie im "Wilder Urlaub" bedarf es einer sehr grossen Anpassungsgabe, bis das Werk des Autors im filmischen Libretto die richtige Form gefunden hat. Schon der Darstellungsstil des Romans ist, was seine Leser wissen, sehr realistisch, lebensnah und es ist nicht so einfach, diese Art Literatur ins Bildliche zu übertragen, ohne harte Konturen zu erhalten.


Bethli Rutishauser


Robert Trösch, Paul Hubschmid


Paul Hubschmid

Regisseur Franz Schnyder, dem wir die gut aufgenommenen Werke wie "Gilberte de Courgenay" (41) und "Das Gespensterhaus" (42) verdanken, hat die Absichten des Autors mit subtiler Nachfühlung verwirklicht.

Das ist nun ein echter Gegenwarts- und Heimatfilm geworden, das aussprechend, was vielleicht alle von uns beschäftigt.



Robert Trösch


Robert Trösch


Robert Freitag


Fazit:

Der Film selbst besticht durch eindrucksvolle Bilder mit dem Spiel von Licht und Schatten. Finanziell konnte er die Erwartungen jedoch nicht erfüllen und das Publikum blieb trotz positiver Bewertungen der Filmkritiker dem Film mehrheitlich fern.

Für Franz Schnyder hatte dies trotz seiner früheren Erfolge wie "Das Gespensterhaus" und vor allem "Gilberte de Courgenay" weitreichende Folgen. Er drehte 10 Jahre lang keinen eigenen Film mehr, erst 1954 kehrte triumphvoll ins Schweizer Kino zurück mit dem Film "Ueli der Knecht" (54).

Der Schriftsteller Kurt Guggenheim, der auch mit Richard Schweizer zusammen am Drehbuch beteiligt war, schrieb den Roman aufgrund seiner Erfahrungen als Mitrailleur und er beendete den Roman innerhalb von nur zwei Monaten. 1941 folgte die Publikation.

Für die Umsetzung beim Film strich Guggenheim allzu kritische Passagen gegenüber dem Militär heraus, um einem allfälligen Verbot des Filmes vorzubeugen. Die Praesens Film holte danach das Einverständnis des Militärs im Vorfeld ein, da ja in Europa ein heftiger Krieg tobte und der Film einen Deserteur in den Mittelpunkt stellte. Man erhielt das Einverständnis, dies verhinderte aber nicht, dass später andere militärische Stellen Einwände erhoben. Doch die Praesens Film liess sich nach der ersten Zusage und dem bereits investiertem Geld nicht davon abhalten konnten, den Film zu realisieren.

Wenn man die Zeit bedenkt, in der der Film entstand, ist es wirklich erstaunlich, dass ein solcher Stoff mitten im 2. Weltkrieg umgesetzt werden konnte. Die Dreharbeiten fanden vom 24. Mai bis 22. Juli 1943 statt, die Uraufführung erfolgte am 2. Oktober 1943 in Zürich.



Filmkarten "Wilder Urlaub"

Paul Hubschmid

Bethli Rutishauser

Unbekannt

Max Werner Lenz

Adolf Manz


Johannes Steiner

Elfriede Volker

Elfriede Volker

Sylva Denzler

Darsteller:

Robert Trösch als Mitrailleur Hermelinger
Paul Hubschmid als Fritz Hablützel
Robert Freitag als Feldweiber Epper
Adolf Manz als Emil Ruttishuser
Elfriede Volker als Frau Ruttishuser
Johannes Steiner als Dr. Krebser
Max Werner Lenz als Lampenverkäufer
Sylva Denzler als Emma Quadri
Bethli Rutishauser als Lorli Ruttishuser

Mitarbeiterliste:

Regie: 
Produzent: 
Drehbuch:
Kamera:

Musik: 
Schnitt: 
Ton:
Kamera-Assistent:
Schnitt-Assistent:
Bauten:
Produktionsleitung:
Script:
Maske:
Kostüme:
Requisiten:

.

Franz Schnyder 
Lazar Wechsler
Richard Schweizer und Kurt Gugggenheim
Emil Berna

Robert Blum
Hermann Haller
Bruno Müller
Tony Braun,
Franz Vlasak
René Martinet
Robert Furrer
Gebhard Pirovino
Gertrud Bantli
Adolf Meidert
Robert Gamma
Ernst Wettstein



Original Notenmanuskript der Filmmusik von Robert Blum

Ein herzlicher Dank geht an Frau E. Blum für die Erlaubnis, die Notenblätter abzubilden - Copyright Fam. Blum

 

Die Macher im Hintergrund:

 

Richard Schweizer - Drehbuchautor

Lazar Wechsler - Produzent

Robert Blum - Filmkomponist

Emil Berna - Kamera


Franz Schnyder - Regisseur

Hermann Haller - Cutter


Drehbuch vom 19. Mai 1943
(PDF)
Copyright: Praesens Film Zürich


 

Nachfolgend eine Auswahl von Fotos, die hinter die Kulissen der Dreharbeiten blicken lassen.
Copyright: Praesens Film Zürich




Robert Trösch und Sylva Denzler im Scheinwerferlicht


Auch für Robert Trösch und Paul Hubschmid strahlen die Scheinwerfer


Robert Trösch und Sylva Denzler im Gespräch mit Franz Schnyder



Emil Berna und Franz Schnyder warten auf die nächste Aufnahme


Emil Berna und Franz Schnyder warten noch immer auf die nächste Aufnahme


Elfriede Volker und Johannes Steiner werden von Franz Schnyder und der Kamera beobachtet



Die Strassenszene wird besprochen zwischen Franz Schnyder und Robert Trösch


Die Strassenszene wird besprochen zwischen Franz Schnyder und Robert Trösch



Ein herzlicher Dank geht an Herrn Gassmann der Praesens Film und an das Stadtarchiv Zürich für die Zurverfügungstellung des Archivs.
Copyright: Praesens Film AG