Z



Homepage

Biographie

Gemälde

Schweizer Spiegel

Diverses

Kontakt


Der Maler und Illustrator Rodolphe Bolliger kam am 18. November 1878 in Kölliken zur Welt.

1884 verliess sein Vater die Familie und wanderte in die USA aus. Seine Mutter zog mit ihrem Sohn nach Arbon, wo sie bei einer Schwester Unterkunft fand, die im Ort das Hotel Krone führte.
Zum Hotel gehörte auch eine Stallung, wo Pferde untergebracht waren, die die Kundschaft mit Kutschen zum Hotel brachten.
Diese Zeit beeinflusste Rodolphe Bolliger entscheidend und so avancierten Pferde zu einem seiner beliebtesten Motive, die er auf die Leinwand bannte oder in Zeichnungen festhielt.
Als Kind hörte er gebannt den Erzählungen der Knechte zu, die über die Vorzüge und Fehler der einzelne Pferde redeten, und so konnte auch der junge Rudolphe Bolliger bald ein gutes Pferd von einem schlechten unterscheiden. Er zeichnete nicht nur die Pferde nach der Natur sondern zeichnete auch Pferdebilder aus Mappen anderer Künstler und Fotografen nach.

Nach seiner schulischen Ausbildung absolvierte er im Gewerbemuseum eine Lehre als Stickereizeichner von 1894 bis 1899 in St. Gallen. Danach absolvierte er ein Praxisjahr im ostschweizerischen Industriezentrum.

Anschliessend ging er nach Paris, wo er in einem Atelier für Broderie als Zeichner eine Stelle bekam. Die im gleichen Jahr stattfindende Weltausstellung beeindruckte ihn sehr und natürlich besuchte er die zahlreichen Museen und Ausstellung, die es dort zu finden gab. Er mietete sich ein Zimmer im Montmartre und begann in der Freizeit, erste Gemälde anzufertigen. Nach zweieinhalb Jahren gab er seine Anstellung 1903 auf und konzentrierte sich nur noch auf das Malen. Doch die Lebensumstände waren hart, das ersparte Geld schnell weg und eine entsprechende Mangelware. Er teilte sich das Leid mit anderen Künstlern im Montmartre und er ernährte sich von Kaffee und Pommes Frites und zum Dessert gab es Zigaretten. Ansonsten arbeitete er ohne Unterbruch – oftmals fuhr er morgens ins Bois de Boulogne, wo er Pferde und Amazonen zeichnete, nachmittags fuhr er an das andere Ende von Paris, wo sich eine grosse Stallung mit über 400 Pferden befand. Doch irgendwann machte sein Körper nicht mehr mit und im September 1903 brach er zusammen. Er wurde ins Spital gebracht, wo man feststellte, dass er eine Magenlähmung infolge Unterernährung erlitt. Die nächsten zwei Monate verbrachte er in einem Pariser Spital. Als er sich einigermassen erholt hatte, wurde er von einem Verwandten in die Schweiz zurückgebracht. Doch dort wollte er sich nicht wieder in ein bürgerliches Leben einordnen und lieber seinen Wunsch, als Künstler zu leben, weiterverfolgen. 1905 erhielt er ein eidgenössisches Kunststipendium, welches es ihm ermöglichte, nach Paris zurückzukehren und mit dem Geld für ein Jahr zu studieren. Für ein weiteres Jahr wurde er von mehreren Verwandten unterstützt. So studierte er an der Académie Julian und anschliessend an der Akademie Humbert.
Sein Lehrmeister Fernand Humbert (1842-1934) schrieb in einem Empfehlungsschreiben von 1905 über Rodolphe Bolliger:
Mein Schüler Bolliger verfügt über bemerkenswerte Begabungen, die er durch harte Arbeit täglich weiterentwickelt. Ich habe von ihm Tierzeichnungen gesehen, die einem etablierten Künstler alle Ehre machen würden und von erstklassiger Qualität sind. Ich bin überzeugt, dass sein Land eines Tages stolz auf ihn sein wird!

In Paris konnte er auch erste Werke in Ausstellungen zeigen wie am „Salon des Indépendants“ und er hatte Kontakte zu zahlreichen Künstler jener Zeit, darunter auch zu Amadeo Modigliani, von dem er sogar sechs Bilder besass. Diese Werke wären in späteren Jahren ein Vermögen wert gewesen, doch als Modigliani in eine finanzielle Notlage geriet, gab er ihm dessen Werke wieder zurück, damit er diese kurzfristig veräussern konnte.

In den kommenden Jahren arbeitete er regelmässig als Maler und er schuf zahlreiche Gemälde mit Pferden. Es folgten weitere Ausstellungen, unter anderem in Berlin, und er nahm an der Eröffnungsausstellung von Paul Guillaume 1914 teil. Im gleichen Jahr wurde ein Gemälde von Rodolphe Bolliger im Hotel Drouot für 4'000 Goldfranken verkauft. Ein normaler Arbeiterlohn betrug damals rund 400 Franken pro Monat. Doch dann brach der 1. Weltkrieg aus und der vielversprechende Anfang nahm ein jähes Ende. Es folgten turbulente Jahren, wo das Geld wieder knapp war.

Nach 1918 ging er vermehrt auf Reisen und seine Tätigkeit als Maler schränkte er in dieser Zeit etwas ein.
Einen grossen Stellenwert nahmen Zeichnungen in seinem künstlerischen Schaffen ein, die er vor allem in Schwarz-Weiss umsetzte. Obwohl in Paris lebend steuerte er ab den 20er Jahren zahlreiche Illustrationen für die Zeitschrift "Schweizer Spiegel" ab, die sein zeichnerisches Talent eindrücklich aufzeigen. Arbeiten von ihm erschienen bis 1944 in dieser Publikation. Seine Illustrationen hielt er meist auf Transparentpapier fest.

Rodolphe Bolliger lebte bis 1940 in Paris, doch mit dem nahenden Einmarsch der Deutschen kehrte er mit dem letzten Zug in die Schweiz zurück und liess sich in Zürich nieder.
Dort hatte er ein eigenes Atelier und er realisierte nebst seiner Malerei auch zahlreiche Illustrationen.

Nach Ende des 2. Weltkrieges besuchte er noch zweimal „sein“ Paris, doch 1951 musste er schwer erkrankt nach Zürich zurückkehren.

Rodolphe Bolliger verstarb am 26. Mai 1952 in Zürich im Alter von 73 Jahren.

Als im April 1953 im Kunstmuseum Aarau eine Gedächtnisausstellung stattfand, waren in kürzester Zeit schon mehr als die Hälfte der gezeigten Werke verkauft. Gerne hätte Rudolphe Bolliger seine Werke noch zu Lebzeiten verkauft, hätte dies ein angenehmeres finanzielles Polster und auch wohlwollende Arkennungfür ihn bedeutet.

Biographie basierend auf dem Artikel von Rodolphe Bolliger "Wie ich Maler wurde" sowie "Ein verkannter Maler" von Walter Guggenbühl.