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DER DEUTSCHE
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Friedrich Wilhelm Murnau


Copyright: F.W. Murnau Stiftung
Mit freundlicher Genehmigung M. Steinlein

1888 - 1931

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Der Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau gehört zu den bedeutendsten deutschen Stummfilmregisseuren.

Geboren wurde er als Friedrich Wilhelm Plumpe in Bielefeld geboren.
Er studierte Kunstgeschichte und Philologie in Berlin und Heidelberg, wo er den grossen Theatermacher Max Reinhardt traf. Dieser war von Murnau als Schauspieler angetan und stellte sicher, dass Friedrich Wilhelm Murnau an der Max-Reinhardt-Schauspielsschule aufgenommen wurde. Dort erlernte er nicht nur das Handwerk der Schauspielerei sondern wurde auch ins Regiefach eingeführt.

Da sich seine Eltern nicht für den Wunsch ihres Sohnes, bei der Schauspielszene Fuss zu fassen erwärmen konnten und auch seine Homosexualität ablehnten, legte sich Friedrich Wilhelm Plumpe den Künstlernamen Murnau zu.

Seine Theaterlaufbahn wurde durch seinen Einsatz im 1. Weltkrieg unterbrochen, wo er als Leutnant diente und zuletzt als Kampfflieger aktiv war.
Als er mit seinem Flugzeug in der Schweiz notlanden musste, wurde er zunächst interniert, konnte aber schon bald für das Theater in Luzern arbeiten.

Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland zurück, wo er sich dem Film zuwandte. Als Regisseur debütierte er mit "Der Knabe in Blau" (19) mit Ernst Hofmann und Margit Barnay.

Anfangs der 20er Jahre folgten eine Reihe bekannter Stummfilme, die den Ruhm von Murnau ebneten.
Er drehte "Satanas" (20) mit Fritz Kortner und Ernst Hofmann, "Der Bucklige und die Tänzerin" (20) mit Sascha Gura und Paul Biensfeldt, "Der Januskopf" (20) mit Conrad Veidt, Magnus Stifter und dem späteren Dracula-Darsteller Bela Lugosi, "Abend - Nacht - Morgen" (20) mit Bruno Ziener und Conrad Veidt, "Der Gang in die Nacht" (21) mit Olaf Fönss, Erna Morena und Conrad Veidt und "Schloss Vogeloed" (21) mit Arnold Korff und Paul Bildt.

Diese Filme wiesen bereits viele düstere Elemente auf, die den Reiz seiner Filme auch heute noch ausmachen. Leider sind viele dieser Werke verschollen.

Die Liebe zum Düsteren kumulierte im Film "Nosferatu" (22) zu einem unvergleichlichen Höhepunkt. Der Film zeigt den Schauspieler Max Schreck in einer beängstigend eindrucksvollen Darstellung des Grafen Orlok, einem Vampir, der seine Opfer ins Unglück zog.
Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten mit den Nachfahren von Bram Stoker verwendete Friedrich Wilhelm Murnau nicht den Namen Dracula sondern nannte die Vampir-Gestalt Graf Orlok.

Der Film gilt heute als Perle des deutschen Stummfilms und aufgrund des intensiven Spiels von Max Schreck rankten sich viele Gerüchte über diesen, welche bis heute anhalten. So verkörperte der Schauspieler Willem Dafoe im Film "Shadow of the Vampire" (00) den Darsteller Max Schreck als echten Vampir.

In den kommenden Jahren setzte Friedrich Wilhelm Murnau weitere Meilensteine des deutschen Stummfilms.
Dazu gehören die Filme "Der brennende Acker" (22) mit Werner Krauss, Eugen Klöpfer und Lya de Putti, "Phantom" (22) mit Alfred Abel, Frida Richard und Aud-Egede Nissen, "Die Finanzen des Grossherzogs" (24) mit Mady Christians und Harry Liedtke und natürlich "Der letzte Mann" (25) mit einem beeindruckenden Emil Jannings als Hotelportier, der vom Chefportier in strahlender Uniform zum Toilettenputzer im gleichen Hotel absteigt. Der Film gilt auch als Silwechsel mit der Loslösung der damals sehr schweren Kamera-Ausrüstung vom Stativ. Erstmals gleitete die Kamera mit den Darstellern durch den Raum und setzte einen neuen Trend in der Filmgestaltung.

Für diesen Film war Murnau von der UFA gezwungen worden, ein Happy-End anzufügen. Murnau wollte den Film eigentlich mit der Szene des einstmals stolzen Portiers in der Toilette enden lassen und daher kam er der Aufforderung nur äusserst widerwillig nach und liess die Schlussequenz bewusst überzeichnet spielen.

Nach diesem neuerlichen Meisterwerk folgten nur noch zwei weitere deutsche Stummfilme, die ebenfalls zu den wichtigen Werken der deutschen Filmgeschichte gehören - "Herr Tartüff" (25) mit Hermann Picha, Werner Krauss, Emil Jannings und Lucie Höflich sowie "Faust" (26) mit Gösta Ekman, Camilla Horn, Emil Jannings und Frida Richard demonstrieren noch einmal das einmalige Talent dieses Regisseur.

Dies blieb auch dem amerikanischen Filmgeschäft nicht verborgen und schliesslich wurde er von William Fox in die USA abgeworben.
Dort realisierte Friedrich Wilhelm Murnau seinen ersten Film mit "Sunrise" (27) mit George O'Brien und Janet Gaynor.
Der Film wurde bei der ersten Oscar-Verleihung der Filmgeschichte mit vier Oscar-Nominationen bedacht, wovon er drei gewann - für den besten Film, die beste Hauptdarstellerin und die beste Kamera.
 
Doch die vermeintlich grosse Freiheit in den USA wurde schon bald durch finanzielle Schwierigkeiten von Hollywood beschnitten. So entstand mit "4 Devils" (28) bereits sein letzter grosser Film mit Janet Gaynor und Mary Duncan in den Hauptrollen. Der Film erhielt eine Oscar-Nomination für die beste Kamera.
 
Mit "City Girl" (30) entstand zwar nochmals ein Kinofilm mit Starbesetzung, doch wurde er kurz vor Fertigstellung von seinem Posten abgelöst. Die Hauptdarsteller waren Charles Farrell und Mary Duncan.
 
Friedrich Wilhelm Murnau wandte sich von Hollywood ab und startete sein letztes Projekt in Eigenregie - zusammen mit Robert J. Flaherty.
In Tahiti drehte er "Tabu" (31) ohne jede Stars. Die Rollen wurden von Bewohnern auf Tahiti gespielt. Um den Film zu produzieren, investierte Murnau sein ganzes Vemögen und verschuldete sich darüber hinaus.

Paramount war von dem Film derart begeistert, dass sie Murnau einen Zehnjahresvertrag anbot. Doch das Schicksal wählte einen anderen Weg.
Noch vor der Aufführung von "Tabu" verunglückte Friedrich Wilhelm Murnau tödlich bei einem Autounfall. Am Steuer sass sein 14-jähriger Diener, der die Kontrolle über das Fahrzeug verlor.


Weitere Filme von Friedrich Wilhelm Murnau (Regie):
Sehnsucht (21) Marizza, genannt die Schmuggler-Madonna (22) Die Austreibung (23)

Drehbuch:
Komödie des Herzens (24) Tabu (31)

Produzent:
Der brennende Acker (22) Tabu (31)

Darsteller:
Sunrise (27)

 
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