Home INDEX 
FILMAUSSTATTUNG & KOSTÜME
EMail English Version

 
Filmausstatter und Kostümbildner
Die Künstler im Hintergrund

Im allgemeinen werden die Arbeiten von Filmaustattern und Kostümbildnern unter dem Sammelbegriff "Art Direction" zusammengefasst. Im weitesten Sinn kann man die Aufgabe der Art Direction mit derjenigen eines Bühnenbildners vergleichen, doch sind seine Aufgaben durch Foto-Spezial-Effekte wesentlich komplexer. 

In den ersten Jahren des Films spielte die Ausstattung keine wesentliche Rolle, hielten sich die Filmemacher doch meist an das Vorbild des Theaters. Zudem erforderte die damals noch statische Kamera auch keine grossen Kulissen. Allein die optische Täuschung erfüllte die damaligen Erwartungen durchaus.
Erst um 1913 lösten sich die Regisseure vom Theater, etwa Feuillade, der Entwürfe von Robert Jules Garnier - dem Ausstattungsleiter von Gaumont - herstellen liess für "Fantomas" (1913-1914) und "Les Vampires" (1915-1916). 
Schon in jener Zeit zeigte sich die Fingerfertigkeit italienischer Architekten. Als 1914 "Cabiria" mit seinen monumentalen Bauten entstand, löste er einen wahren Boom aus.

Hollywood griff diese Idee sofort auf und die italienischen Architekten eroberten Amerika. 
In den 20er bis 40er Jahren gab es eine Abkehrhaltung zu Aussenaufnahmen. Es wurde zur Normalität, dass ganze Filme ausschliesslich in den Studios gedreht wurden; die Kulissen wurden massstabgetreu nachgebaut, um so den Wetter- und Geräuscheinflüssen zu entrinnen. 
Die Aufnahmen zu "The House on the 92nd Street" von 1945 galten als revolutionär, als diese -unter dem Einfluss des italienischen Neorealismus - zum Teil wirklich in New York gedreht wurden.
Seit den 60er Jahren werden Filme normalerweise ausserhalb der Studios gedreht, manchmal sogar unter schwierigsten Bedingungen.

In Deutschland wurden die wichtigsten Neuerungen nach dem 1. Weltkrieg vollzogen - mit dem Expressionismus. Absoluter Höhepunkt dieses Stils war der Film "Das Kabinett des Dr. Caligari" von 1920, wo ganze Landschaften und Häuser ins Abstrakte gezogen wurden. Die Koryphäen dieser Zeit waren Otto Hunte, Hermann Warm, Walter Röhrig, Robert Herlth, Karl Vollbrecht und Erich Kettelhut. Deutschland hatte in den 20er Jahren die Spitzensstellung der Filmausstattung inne. 
In den 30er Jahren kam der amerikanische Film in Sachen Ausstattung ganz gross auf. Schon bald wurde die Konkurrenz in den Schatten gestellt. Die Meister ihres Fachs waren damals Richard Day, Alexander Golitzen, Hans Dreier, Van Nest Polglase, William Cameron Menzies und Cedric Gibbons. 

Besondere Achtsamkeit war bei historischen Filmen geboten. Jedes Detail musste stimmen, sei bei den Römern, Wikingern, den Rittern usw. In diesen Sparten fand vor allem der Kostümbildner seine grosse Herausforderung. Die absolute Herrscherin war Edith Head, die mit nicht weniger als 35 Filmen für den Oscar vorgeschlagen wurde und diesen acht mal zugesprochen bekam. Edith Head beschäfigte ein grosses Team an weiteren Kostümdesignern, normalerweise gingen aber die Endversion nur unter ihrem Namen in die Credits. Die Abteilung Kostüme ist auch die einzige, bei der der Anteil der beschäftigten Frauen denen der Männer ebenbürtig ist. Vielbeschäftigte "Stars" waren Dorothy Jeakins, Travilla, Irene Sharaff, Jean Louis, Walter Plunkett, Gile Steele, Charles LeMaire, Helen Rose, Julie Harris, Orry-Kelly und Theodora von Runkle. Sie alle gehören zu jenen grossartigen Künstlern, die durch das Entwerfen von fantastischen Kostümen den Zuschauer in ferne Zeiten und Welten entführten.

Den Höhepunkt bildete in den 30er Jahren die Musicals, vor allem jene von Busby Berkeley, der in seinen Filmen traumhafte Kostüme, atemberaubende Kulissen und eine unnachahmliche Choreographie zusammenführte und so eine eigene Märchenwelt entstehen liess.
Bis heute werden immer wieder ganze Städte in Modellform kreiert und mit noch realistischer wirkenden Spezialeffekten kombiniert, die schliesslich von echten Städten kaum mehr zu unterscheiden sind (z.B. Star Wars, Batman (Gotham City).

Den grossen Machern im Hintergrund ist dieser kleine Bericht gewidmet, wenigstens für einen kurzen Augenblick werden ihre Namen im Gedächtnis einiger Leser aufflackern, denn auch sie gehören zu den "Namenlosen" im harten Filmbusiness.